Schwerpunkt: Sexismus in der Kunst

Pipilotti Rist über Geschlechterfragen

Auch wenn Frauen aufgeholt haben: Männer dominieren Museen und Markt. Wie steht es um die Geschlechtergerechtigkeit in der Kunst? In der März-Ausgabe von Monopol veröffentlichten wir eine Umfrage zum Heftschwerpunkt „Sexismus“. Die Antwort der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist erreichte uns erst nach Redaktionsschluss. Wir wollen Ihnen ihren Standpunkt nicht vorenthalten:

 

„Ich würde mir wünschen, dass die Kunstwelt ohne die Unterscheidung zwischen Frau und Mann auskäme. In meiner Arbeit steht der Mensch im Mittelpunkt, nicht in einer geschlechtlichen Definition, sondern als denkendes, fühlendes, mit der Umwelt und den Mitmenschen kommunizierendes Lebewesen. Zugegeben, dieser Mitmensch wird in meiner Arbeit oft von einem weiblichen dagestellt, weil der weibliche Mensch bei mir das Allgemeine ist und der männliche Mensch die Ausnahme.


Meiner Meinung nach ist ein Fall wie der des New Yorker Museum of Modern Art, das in der ständigen Sammlung immer noch nicht mehr als vier Prozent Werke von Künstlerinnen besitzt, eine Art 'Altlast'. Wir werden uns noch lange mit den Folgen unserer männerdominierten Kultur auseinandersetzen müssen.

 

Museen sind Orte, an denen Kunst in einen historischen Kontext gebracht wird, und es ist nun mal Tatsache, dass die Kunstgeschichte der Vergangenheit von männlichen Figuren dominiert ist. Das ist in den Museen reflektiert und auch Teil von uns. Wichtig ist es, die Zukunft anders zu gestalten und außerhalb der Kategorien 'Mann' und 'Frau' zu denken!

 

Ich finde, es gibt heutzutage andere Formen der Benachteiligung in der Kunstwelt jungen Künstlern gegenüber, die schwerwiegender sind als die der Frage des Geschlechts, wie zum Beispiel die geografische und soziale Herkunft. Und von jungen Künstlern wird verlangt, eine Art Allround-Talent zu sein, aber kann das wirklich ihre Aufgabe sein?“

 

Pipilotti Rist

 

Weitere Statements zu Sexismus in der Kunst  - von Helen Winer, Iwan Wirth, Sadie Coles, Collier Schorr, Jen Ray u.a. - finden Sie im März-Heft von Monopol