Abwesenheitsnotiz: Timo Seber

Ein perfekter Sommer in Tokio

Was machen Künstler im Sommer? In unserer Serie "Abwesenheitsnotiz" bitten wir um ein Lebenszeichen. Timo Seber ist nach Japan gereist

Ein bisschen zu früh für den Sommer, zugegeben, war meine Reise Ende Mai nach Japan "the closest thing" zu einem klassischen Sommerurlaub, das ich in den letzten Jahren gemacht habe. Zwei Wochen Tokio, Heimatstadt meines Partners (im Allgemeinen und bei dieser Reise), unterbrochen von einem langen Wochenende in den Bergen im Westen Japans. 

Hoffentlich ohne in die Falle der Verklärung oder, schlimmer noch: des Exotismus zu gehen, hier zwei Erinnerungen:

1. Nachts in der Nähe von Nagano einen Berg besteigen

Nachdem wir den halben Weg mit dem Auto zurückgelegt haben, müssen die letzten Meter zu Fuss erklommen werden. Rund 60 Minuten Nachtwanderung mit Smartphones als Taschenlampen. Rechts die Schlucht und am Gürtel je eine kleine Glocke, die wilde Bären verscheuchen soll. Ich bin nur mittelmäßig beruhigt. Zum Glück jedoch begnen wir keinem Bären. Oben angekommen liegen wir zu viert in einer wilden heißen Quelle unter dem Sternenhimmel in weißem, schwefelhaltigem Wasser. Es war das Risiko wert.

Die Gruft im Untergeschoss des "Theater-Museum Dalí" in Figueres (Spanien), in der der katalanische Künstler Salvador Dali seine letzte Ruhe fand

2. Rauchen in Tokio

So ziemlich überall auf den Straßen verboten. Angeblich, wie mir erzählt wird, wegen fieser Unfälle, bei denen Kindern die Augen verbrannt wurden. Vereinzelt sind an Dan Graham-Skulpturen erinnernde "Rauchergärten" auf öffentliche Plätze gebaut worden. Dicht gedrängt steht man dort. Dann lieber in eine der vielen Bars oder Restaurants. Egal wie eng, steht dort fast immer ein Aschenbecher vor einem. Mit Freunden essen, quatschen, rauchen, trinken - alles gleichzeitig. Ein perfekter früher Sommer war das.