Star Wars Episode VII

Mit Macht zurück ins Kino

Foto: David James
Foto: David James

Kylo Ren (Adam Driver) mit Stormtroopers in einer Szene von "Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht"

Endlich kommt "Star Wars: Das Erwachen der Macht" in die Kinos. Die siebte Episode der Sternensaga, inszeniert von J.J. Abrams, überflügelt die vorherigen drei Teile

Bevor die Macht erwacht, wird zunächst der Millenium-Falke reaktiviert. Erinnern wir uns: das ist Han Solos Raumflitzer, schon in Episode IV-VI schäbig, klapprig, aber schnell wie das Licht. Ein Raumschiff, das eine Seele hat, ein Protagonist. Und die erste Figur aus der alten, mit der "Rückkehr der Jedi-Ritter" 1983 abgeschlossenen Trilogie, die in Teil VII, "The Force Awakens" wiederkehrt. Der Falke rostet auf einem Schrottplatz eines von Wüstenstaub überwehten Planeten vor sich hin. Aber es steckt noch Leben im Getriebe. Ein neu in die Saga eingeführtes Heldenpaar, Rey (Daisy Ridley) und Finn (John Boyega) muss vom Wüstenplaneten fliehen, drückt das richtige Knöpfchen – und weiter geht’s im Sternenkrieg.

"Star Wars" ist ein Erzählbandwurm, der in Episode I-III (einem Prequel, das die Vorgeschichte der Original-Trilogie nachlieferte) mitunter bohrend langweilige Ableger zeugte. Das Team um Regisseur J.J. Abrams hat die DNA der Saga begriffen. So ist die Belebung des schrottreifen Raumschiffs eine Schlüsselszene im neuen Film. Denn die Technik ist bei aller Ungeheuerlichkeit ungemein selbstverständlich für die Bewohner der weit, weit entfernten Galaxie. Und sie ist sympathisch fehlerbehaftet, unzuverlässig, schäbig im Look.

George Lucas hat mit "Star Wars" eine Zukunft mit Vintage-Effekt erfunden. Leider hat er das in der zweiten Trilogie (1999 bis 2005 uraufgeführt) ein bisschen vergessen: Wieso war Darth Vaders Vergangenheit (als Anakin Skywalker) besser lackiert und mit mehr Techno-Schnickschnack ausgestattet als seine Gegenwart? Zugegeben: es war ein schwieriger Job, das Schlachtross von hinten aufzuzäumen, eine interplanetarische Republik zu erfinden, sie untergehen und die Macht dem finsteren Imperator in die Hände zu spielen, zumal es den finsteren Staatenlenker, seinen Machtapparat, seine Mit- und Gegenspieler der Zukunft ja schon gab: rund zwei Jahrzehnte zuvor auf Zelluloid festgehalten und in den Videotheken gelagert. Die Autoren der zweiten Trilogie waren also nicht zu beneiden. Sie mussten die richtigen Anschlüsse generieren und, trotz der ihre Fabulierlust hemmenden Vorgaben aus der Skywalker-Zukunft, auch noch spannende Geschichten erzählen.

"The Force Awakens" bringt nun die waschechte Fortsetzung. Sie schließt an Episode VI (1983) an, spielt 30 Jahre nach dem Sieg der Rebellen über das Imperium und zeigt, neben vielen atemberaubenden Twists und Variationen, die bewährte Mischung aus toller Technik und witziger Beschränktheit ("Used Future" nannte Lucas das Konzept). Zum Beispiel: Der Droide BB-8 (sehr Disney-like aus zwei Kugeln zusammengesetzt) ist sehr mobil, müht sich aber bemitleidenswert beim Treppensteigen ab. Die TIE-Jäger – Raumschiffe aus imperialer Zeit – werden in den Sternenzerstörern mit dicken Kabeln angeleint, was Finn und den Resistance-Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac kündigt sich als Nachfolger Harrison Fords an) auf unterhaltsame Weise an der Flucht vom Deck der Bösen hindert.

Dramaturgisch geschickt – und kaum vorhersehbar – werden die alten Helden mit neuen Mitstreitern und brandneuen Bösewichtern zusammengewürfelt (Drehbuch: Lawrence Kasdan, J.J. Abrams, Michael Arndt). Harrison Ford darf als vom Sonnenwind gegerbter Han Solo nach langer Auszeit wieder im Cockpit seines Falken Platz nehmen. Es gibt ein Wiedersehen mit Leia (gebügelter Teint, mimisch eingeschränkt: Carrie Fisher) und – ganz am Ende – mit Luke Skywalker (besser gealtert: Mark Hamill) persönlich.

Beim Nachwuchs sind die Verwandtschaftsverhältnisse teils noch unklar (ist Rey eine Skywalker?), teils unübersehbar: Kylo Ren, der inzwischen gefährlichste Mann der Galaxis, ist der Enkel von Annakin Skywalker alias Darth Vader. Großartig, wie der schlaksige, leicht androgyne Adam Driver einen Schurken spielt, der zwar Opas Maske trägt (zumindest eine ähnliche), aber noch nicht über dessen uneingeschränkte Macht verfügt. "Deine Gefühle beherrschen musst Du" – Der selige Yoda wusste, wovon er sprach. Kylo Ren aber hat sich nicht im Griff. Wenn einer seiner dunklen Pläne nicht aufgeht, wütet er fürchterlich mit dem Laserschwert herum – und macht ganze Sternenzerstörer-Kontrollräume kaputt. Über die schlimmste Tat des Psychopathen decken wir den Mantel des Schweigens.

Ab Donnerstag läuft Episode VII offiziell in den Kinos. Yoda warnt: "Nicht verrate zuviel den Unwissenden!"