"Die Fotografen Bernd und Hilla Becher"

Menschen mit Plan

Ein Film über Deutschlands einflussreichstes Fotografenpaar

Ein eindrucksvolles Bild schickt Marianne Kapfer ihrem Filmporträt voraus: Es beginnt mit einer Sprengung eines weiteren nutzlos gewordenen Nutzbaus. Das Ehepaar Hilla und Bernd Becher hat hunderte solcher Bauten fotografiert, Fördertürme, Hochöfen, Gasbehälter, Getreidespeicher, Wassertürme, und es hat Grundformen und Typologien daraus abgelesen. Eine „Verpflichtung“ dazu habe er gespürt, sagt Bernd Becher. Industriearchitektur wandelt sich ständig, und die Bechers haben sich gegen diesen Wandel gestemmt.

Das Medium Fotografie erhält etwas Heroisches, wenn wie in „Die Fotografen Bernd und Hilla Becher“ ein Abgleich zwischen Jetztzustand und der auf einem Bildträger festgehaltenen Vergangenheit stattfindet. Der Film selbst führt Unwiederbringliches vor Augen, ist Bernd Becher doch inzwischen verstorben. Marianne Kapfer zeigt ihn 2005 im Museum Hamburger Bahnhof Berlin, wo er seine Retrospektive vorbereitet. Der Fotograf wirkt verschlossen und etwas übellaunig. Es wird hier eine eigene Art von Exzentrik sichtbar, eine Exzentrik, die es braucht, sachlich zu sein und so ein Lebenswerk zu verwirklichen. „Er ist ein eigenwilliger Mensch“, sagt Hilla Becher über ihren Mann. Der Film zieht einige seiner komischsten Momente aus der Verschiedenheit der Partner.

Trotz einiger Schwächen in Schnitt und Ton, erzählt „Die Fotografen ...“ in einem angenehmen Rhythmus von der Arbeit der Bechers, einem Rhythmus aus Vorher-, Nachherbildern, Aufblende und Abblende, farbiges Bewegtbild und schwarz-weißer Fotografie. Dazwischen bereitet weiße Schrift auf dunklem Grund – natürlich in serifenfreier Typografie – auf die nächsten Schlagworte, Lebensabschnitte und Fragen vor. Schüler kommen zu Wort, die heute gefragte Künstler sind: Candida Höfer, Thomas Ruff, Thomas Struth, Jörg Sasse, Matthias Koch, Götz Diergarten. Die meisten von ihnen haben abgelehnt, was Bernd Becher ihnen empfahl: „Sucht euch ein Lebensthema.“

Das macht die Melancholie dieses Films aus: dass das Lebensthema über das Leben hinausragt. „Es geht immer weiter“, sagt Hilla Becher einmal. Immer wieder tauchen neue Motive auf, in anderen Ländern, im Fortlauf der technischen Entwicklung. Aber das Leben ist begrenzt. 
 
Jeden Mittwoch im Juli im Kino Babylon Mitte, Rosa-Luxemburg-Str. 30, Berlin. Zeitgleich werden bis zum 19. September 2009 in der Galerie Konrad Fischer in Berlin neue Arbeiten gezeigt.