Jungfernflug nach Miami

Künstlerin gründet eigene Fluggesellschaft

Courtesy the artist
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Fliegen und Glück, passt das zusammen? Künstlerin Qinmin Liu lässt es auf einen Versuch ankommen

Biennalen, Messen, Festivals: Immer müssen alle überall hin – aber das Fliegen macht keinen Spaß. Die chinesische Künstlerin Qinmin Liu hat deshalb eine eigene Fluggesellschaft gegründet. Der Jungfernflug geht diese Woche zur Art Basel in Miami Beach

Es wird ja immer schlimmer: Wer diese Woche von Düsseldorf oder Berlin zur Kunstmesse Art Basel in Miami Beach fliegt, muss irgendwo umsteigen, denn die Air-Berlin-Direktflüge gibt es nicht mehr. Nach der Pleite der Airline und dem Abbau von hunderten Ryanair-Verbindungen sind Ticketpreise allgemein gestiegen. Und der Wettbewerb geht weiter: Gratisgetränke sind auf Kurzflügen mittlerweile die Ausnahme, und wer größer als 1,60 Meter ist, sollte angesichts des immer weiter schrumpfenden Sitzabstands gleich ganz auf Flugreisen verzichten.

Aber die Kunstwelt muss doch immer überall hin, nicht nur in reise-intensiven "Superkunstjahren". Für die armen Galeristen, Kuratoren, Kritiker und Künstler, die zwar alle VIP-Karten besitzen, aber eben keine Business-Class-Tickets, hat die chinesische Künstlerin Qinmin Liu nun eine eigene Fluggesellschaft gegründet: Angelhaha bietet Flüge zu Kunstveranstaltungen an – allerdings nur Hinflüge.

Das sei als humorvoller und kritischer Kommentar auf unser globalisiertes Leben gedacht, schreibt Qinmin in einem Statment für Monopol: "Die Reisen zu all den Biennalen und Messen sind symbolisch geworden für die Machtstrukturen im Kunstbetrieb. Da setze ich an und betrachte die Reise selbst als Plattform, als Debatten-Kontext. Man könnte sich einen Flug sogar als eine Ausstellung denken, als etwas Ephemeres, das etwas über unsere zeitgenösssiche Realität von Zeit und Raum aussagt."

Der Jungfernflug einer Angelhaha-Maschine (Slogan: "Fly with Angelhaha. Fly with happiness") wird am Mittwoch in New York, der Wahlheimat der in Changsha, Hunan-Provinz, geborenen Künstlerin, mit dem Ziel Miami abheben. Für diesen Flug hat Qinmin ein Privatjet gebucht, von den neun Sitzen waren sechs im Angebot für 2.700 bis 3.500 Dollar.

Qinmin selbst, die sich auf ihren häufigen Flügen zwischen China und New York über den Service, das Essen und selbst den Geruch ärgert, hat nie so hohe Preise für Flugtickets bezahlt. In Zukunft will sie mit Partnern zusammenarbeiten, die größere Maschinen vermieten, dann sollen die Tickets auch schon ab 300 Dollar zu haben sein. Der Service und Innenbereich wird dann von der Künstlerin gestaltet – selbst den Geruch will sie beeinflussen. Auf eine "choreografierte Erfahrung" könnten sich die Passagiere freuen, verspricht Qinmin Liu.

Bislang ist es nur ein Traum, aber Träumen seien nunmal ihre Spezialität. Einen Angelhaha-Werbespot gibt es schon, und der lief sogar im chinesischen Fernsehen.