Christy, Cindy, Naomi und Claudia – das war Mode in den 90er-Jahren. Oder jedenfalls, was in Magazinen als solche verkauft wurde. Dass die Avantgarde der Modefotografie damals etwas anderes wollte als geleckte Looks auf glänzenden Bildern, will das Frankfurter MMK in seiner aktuellen Schau „Not in Fashion. Mode und Fotografie der 90er Jahre". Angewidert von den Artigkeiten des Prêt-à-porter und der Schizophrenie der Haute Couture, feierten die Protagonisten der Szene eine neue Körperlichkeit, um sich von der etablierten Kunst- und Modewelt abzugrenzen.
Da ist Juergen Tellers Aufnahme von Kristen McMenamy, dem wegen seines exzessiven Lebensstils bekannten US-Model. Nackt und ungeschminkt steht sie in einem ranzigen Hotelzimmer, mit rotem Lippenstift wurde ein Herz mit dem Wort „Versace“ darin auf ihre abgemagerte Brust geschmiert. Im Mund hängt eine Zigarette. Zusammen mit Helmut Lang fotografierte Juergen Teller auch im Backstagebereich der Modenschauen des Designers. Ihre Bilder halten empfindsame Momente fest, während draußen die Show weitergeht.
Da ist aber auch die Strandserie „The 3rd Summer of Love“ der kürzlich verstorbenen Corinne Day. Die 15-jährige Kate Moss mit Sommersprossen, Blumenkettchen und vom Wind zerzaustem Haar. Kate mit Strohhut, Kate nackt im Wasser, Kate, rauchend in Birkenstock-Schuhen. Day inszenierte jungfräuliche Natürlichkeit vor der Digitalisierung ihres Mediums.
Mark Borthwick hat gleich einen ganzen Koffer mitgebracht und den Inhalt in den Ausstellungsraum geleert, ein Sammelsurium aus Fotos, Kerzenstummeln, Collagen, Magazinausrissen. Darin zu wühlen lohnt sich nicht nur, um sich an eine party- und drogenreiche Zeit zu erinnern, sondern auch, um die Entwicklung des Genres besser zu verstehen. Auf dem Weg in den zweiten Stock, wo das MMK eine sperrige Schau über die Fotografie der Gegenwart präsentiert, hängt eines von Oliviero Toscanis berühmten Benetton-Skandalplakaten. Ein afrikanischer Soldat hält einen menschlichen Knochen. Kein Foto könnte „Not in Fashion“ besser zusammenfassen: Mode in den 90ern – das war eben mehr als Christy, Cindy, Naomi und Claudia.
MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt, bis 9. Januar 2011
Monopol-Interview mit der Designerin und Künstlerin Ayzit Bostan, deren Arbeiten im Rahmen von "Not in fashion" im MMK gezeigt werden
Da ist Juergen Tellers Aufnahme von Kristen McMenamy, dem wegen seines exzessiven Lebensstils bekannten US-Model. Nackt und ungeschminkt steht sie in einem ranzigen Hotelzimmer, mit rotem Lippenstift wurde ein Herz mit dem Wort „Versace“ darin auf ihre abgemagerte Brust geschmiert. Im Mund hängt eine Zigarette. Zusammen mit Helmut Lang fotografierte Juergen Teller auch im Backstagebereich der Modenschauen des Designers. Ihre Bilder halten empfindsame Momente fest, während draußen die Show weitergeht.
Da ist aber auch die Strandserie „The 3rd Summer of Love“ der kürzlich verstorbenen Corinne Day. Die 15-jährige Kate Moss mit Sommersprossen, Blumenkettchen und vom Wind zerzaustem Haar. Kate mit Strohhut, Kate nackt im Wasser, Kate, rauchend in Birkenstock-Schuhen. Day inszenierte jungfräuliche Natürlichkeit vor der Digitalisierung ihres Mediums.
Mark Borthwick hat gleich einen ganzen Koffer mitgebracht und den Inhalt in den Ausstellungsraum geleert, ein Sammelsurium aus Fotos, Kerzenstummeln, Collagen, Magazinausrissen. Darin zu wühlen lohnt sich nicht nur, um sich an eine party- und drogenreiche Zeit zu erinnern, sondern auch, um die Entwicklung des Genres besser zu verstehen. Auf dem Weg in den zweiten Stock, wo das MMK eine sperrige Schau über die Fotografie der Gegenwart präsentiert, hängt eines von Oliviero Toscanis berühmten Benetton-Skandalplakaten. Ein afrikanischer Soldat hält einen menschlichen Knochen. Kein Foto könnte „Not in Fashion“ besser zusammenfassen: Mode in den 90ern – das war eben mehr als Christy, Cindy, Naomi und Claudia.
MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt, bis 9. Januar 2011
Monopol-Interview mit der Designerin und Künstlerin Ayzit Bostan, deren Arbeiten im Rahmen von "Not in fashion" im MMK gezeigt werden