Kunstmuseen

Immer mehr Frauen in Chefposition

Nicht nur die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen setzt auf Frauenpower - immer mehr Frauen erobern die Chefsessel in Kunstmuseen. Ganz nach oben schaffen es aber nur wenige

Die Personalie passt zum Internationalen Frauentag: Susanne Gaensheimer, eine der profiliertesten Kunstexpertinnen in Deutschland, wird Direktorin der angesehenen Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Die 49-jährige Gaensheimer hat bereits seit 2009 mit Durchsetzungskraft das Museum für Moderne Kunst (MMK) Frankfurt geleitet und mit einem guten Draht in die Wirtschaft die Erweiterung des MMK erreicht.

Die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf setzt schon zum zweiten Mal auf Frauenpower. Sieben Jahre leitete Gaensheimers Vorgängerin Marion Ackermann das Flaggschiff der NRW-Kunst. Dann machte sie einen weiteren Karrieresprung: Seit November 2016 ist Ackermann Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden. Als Herrin über eineinhalb Millionen Kunstwerke hat Ackermann damit einen der wichtigsten Museumsposten in Deutschland inne.

Frauen in Spitzenpositionen sind in der Museums- und Kunstwelt inzwischen keine Seltenheit mehr. Doch ähnlich wie bei DAX-Unternehmen ist es auch bei den größten Museen - ob in Deutschland oder international - für Frauen immer noch schwer, nach ganz oben zu kommen.

Dass es möglich ist, zeigt das Beispiel der Museumsmanagerin Maria Balshaw (46). Sie wird als erste Frau im Juni den einflussreichen Chefposten der britischen Tate-Museen übernehmen. Balshaw folgt dem seit fast 20 Jahren amtierenden Nicholas Serota. Wer die Tate leitet, der gehört zu den Wichtigsten der internationalen Kunst.

Selbst der Vatikan setzt für seine Museen erstmals auf eine weibliche Chefin. Seit Januar ist die Italienerin Barbara Jatta Direktorin der Vatikanischen Museen, zu denen auch die Sixtinische Kapelle gehört. Ihre Ernennung wurde als "Revolution" gefeiert. Überhaupt vertraut man in Italien auf Frauen: In Florenz führt die Deutsche Cecilie Hollberg die Galleria dell'Accademia, zu deren glanzvoller Sammlung auch Michelangelos berühmter David gehört.

In New York sind die Top-Museen indes weiter in Männerhand - die "New York Times" forderte bereits lautstark, dass die vakante Direktorenstelle im Metropolitan Museum mit einer Frau besetzt werden müsse. In Berlin werden die großen Museen ebenfalls von Männern geführt. Zumindest aber besetzt Christina Haak den Posten der stellvertretenden Generaldirektorin der Staatlichen Museen zu Berlin.

Wichtige Kunstmuseen in anderen deutschen Großstädten sind dagegen teilweise schon seit Jahren in Frauenhand. Ulrike Groos ist Leiterin des Kunstmuseums Stuttgart, Christiane Lange führt die Staatsgalerie Stuttgart, Ulrike Lorenz ist Direktorin der Kunsthalle Mannheim, und Pia Müller-Tamm führt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. "Das ist eine Entwicklung, die zunehmen wird, weil sie normal ist", sagte Gaensheimer am Dienstag zur Berufung von Frauen auf Führungsposten in Museen. "Das wird eine Selbstverständlichkeit bekommen und soll es auch."

Auch die Zahlen belegen, dass Frauen in Deutschland in Museen auf dem Vormarsch sind. Waren laut Statistik des Instituts für Museumsforschung 2002 nur gut 36 Prozent der hauptamtlichen Museumsleitungen weiblich, so stieg der Frauenanteil bis 2014 auf knapp 46 Prozent. Gleichzeitig sank der Anteil der männlichen Museumschefs von knapp 58 Prozent auf etwa 49 Prozent.

Allerdings ergeben sich bei der Wochenarbeitszeit und dem Anstellungsverhältnis noch deutliche Unterschiede zwischen Frau und Mann. Unbefristete Vollzeit-Leitungsstellen sind zu 53 Prozent von Männern besetzt (Frauen: 41 Prozent). Nur etwa jede dritte Teilzeitstelle wird von einem Mann besetzt. An der Spitze von Kunstmuseen gibt es der Erhebung zufolge mit rund 49 Prozent einen leichten Frauen-Überhang (Männer: 43 Prozent). Trotzdem: Ganz oben ist die Luft für Frauen immer noch dünn.