Hochschulreport 2006

HBK Braunschweig

Die Freigeistige: Ein Hochdruckgebiet in der norddeutschen Tiefebene

Das Herz der HBK ist der Garten. Im Hochsommer trifft man sich hier zwischen den hellen, inzwischen nicht mehr ganz
neuen Neubauten, um aufzutanken und sich unter Bäumen für den nächsten Kreativschub bereit zu machen. Vor der Eröffnung des Rundgangs in Niedersachsens einziger und Deutschlands zweitgrößter Kunsthochschule (nach der UdK Berlin) ist es hier allerdings ruhig. In der jüngsten Außenstelle der HBK zeigen die Klassen von Bogomir Ecker und Raimund Kummer Zeichnungen und Skulpturen, die nicht nur professionell installiert sind, sondern teils mit großer Materialsicherheit um den Betrachter buhlen: Eine Holzkonstruktion von Dennis Feddersen windet sich medusenhaft um eine Stellwand, daneben ragt wie eine Ansammlung aus Riesenmikados eine Skulptur von Eveline Czaika bis unter die Decke, engmaschig umwickelt mit Bindfäden. In den Ateliers in der Blumenstraße ist die Situation diffuser. Hier wird viel gepinselt, und was dabei herauskommt, sind oft klägliche Versuche, Idolen wie Marlene Dumas, Luc Tuymans und Daniel Richter nachzueifern. Dagegen fallen die Architektur- Skulpturen von Martin Weiser deutlich heraus. Für seine vier Semester hat der Monkiewitsch-Schüler schon ein ganz eigenständiges bildhauerisches Vokabular entwickelt, das an gebastelte Mondriane denken läßt, aber in dem auch Schwitters und Vantongerloo mitschwingen.

Auf dem Campus selbst stellt gleich neben der Mensa die Klasse Armleder aus. Statt des üblichen Überblicks wird hier in erster Linie eine Kooperation mit Künstlern aus Shanghai gezeigt. „Mir ist vor allem der Dialog über das Atelier hinaus wichtig. Manche meiner Studenten wissen gar nicht, was ich mache, und ich weiß nicht, was sie machen. Aber ich lerne von ihnen und sie von mir, ohne jede Hierarchie. An der HBK gibt es dafür mehr Möglichkeiten als anderswo“, sagt Armleder, der als poppiger Installationskünstler erstaunlicherweise Malerei unterrichtet. Auch Bogomir Ecker zog es von Hamburg nach Braunschweig. „In Hamburg hatte ich immer
das Gefühl, ich nehme anderen etwas weg. Das ist hier anders.“ Und sicher auch Barbara Straka zu verdanken, ehemals Leiterin des Berliner Hauses am Waldsee und HBK-Präsidentin seit 2004. Sie holte nicht nur Christoph Schlingensief in die Provinz, sondern sorgt mit Nachwuchslehrenden wie dem Kurator Oliver Zybock für frische Brisen.

Außerdem in diesem Spezial:

Kunstakademie Karlsruhe
HfbK Hamburg
Städelschule Frankfurt
Kunsthochschule Kassel
Kunstakademie München
UDK Berlin
HfbK Dresden