Neu-Positionierung der Deutschen Bank

Guggenheim heißt jetzt Kunsthalle

Eine „neue Kunsthalle“ ist es natürlich gar nicht, sondern es sind exakt die 400 Quadratmeter Ausstellungsfläche, die vorher unter dem Namen „Deutsche Guggenheim“ firmierten. Der Zusammenschluss von Deutscher Bank und Guggenheim Museum in den Räumen der Bank Unter den Linden hatte die Adresse in den vergangenen 15 Jahren als Ausstellungshaus etabliert. Jetzt, sagte Deutsche Bank Chief Financial Officer Stefan Krause, wolle man sich „breiter und internationaler aufstellen“, und nach eigenen Vorstellungen weitermachen mit der „Deutsche Bank Kunsthalle.“

Die Deutsche Bank hatte den Vertrag mit dem Guggenheim Museum aufgelöst und zunächst angekündigt, man wolle die Räumlichkeiten für einen „Dialog zwischen Wirtschaft und Politik“ nutzen. Jetzt will die Bank doch in Sachen Kunst weitermachen, in eigener Regie. Von der Zusammenarbeit mit Guggenheim habe man vor allem profitiert, weil das New Yorker Traditionsmuseum Erfahrung und einen guten Namen beigesteuert habe, jetzt stehe man aber auf eigenen Füßen. Als Gegenleistung hatte das Museum insgesamt achtzehn Auftragsarbeiten, die Künstler für die „Deutsche Guggenheim“ angefertigt hatten, für seine Sammlung erhalten.

Vier Ausstellungen im Jahr sind künftig geplant, davon ist eine dem „Artist of the Year“ gewidmet – im Jahr 2013 ist es der aus Pakistan stammende Imran Qureshi. Auch aus der Sammlung der Deutschen Bank, die sich in den Bürotürmen in Frankfurt  befindet und selten im größeren Rahmen der Öffentlichkeit zugänglich wird, soll jährlich eine Schau entstehen. Sammlungsschwerpunkt sind Papierarbeiten und Fotografien. Die erste aus den Beständen der Bank generierte Ausstellung wird von Victoria Noorthoorn kuratiert, die als Nachfolgerin von Nancy Spector (Guggenheim New York) in das Beraterteam eintritt. Diesem „Deutsche Bank Art Advisory Council“ gehören außerdem Udo Kittelmann, Okwui Enwezor und Hou Hanru an.

Eine Überraschung bleiben die zwei übrigen der jährlich vier geplanten Ausstellungen. Sie sollen mit „corporate partnern“ in Singapur, Lateinamerika und Australien bestritten werden, und aber auch eine „Berliner Komponente“ beinhalten. Es werde aber, so beruhigte Krause die stirnrunzelnden Kunstjournalisten, keine Präsentationsform für einzelne Kunden der Bank und deren Privatsammlungen geben.
Welche Richtung die Bank nun einschlagen wird, ist allerdings noch nicht ganz deutlich geworden: Es gehe, sagen Krause und der langjährige Leiter der Kunstabteilung, Friedhelm Hütte, weiterhin darum, unbekannte Künstler zu fördern. Und das nach Möglichkeit aus Regionen, zu denen die Kunstöffentlichkeit sonst wenig Zugang habe. Aber welche Regionen sollen das sein? Es gebe, deutet Krause an, 62 Partner-Museen in der ganzen Welt.

Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Krause, Jahrgang 1962, macht die strategische Planung der Kunsthalle „nebenbei“, wie er sagt – eigentlich ist er von Frankfurt aus verantwortlich für Finance, Steuern, Revision, Investor Relations und Group Strategy. Der besondere kulturpolitische Klang des Begriffs „Kunsthalle“ in Berlin war ihm kein Begriff.