Warhols 25. Todestag

Godfather of Pop

Schon einmal war Andy Warhol dem Tod entkommen: Nachdem die männerhassende Feministin Valerie Solanas dem damals 39-jährigen Pop-Art-Künstler in die Brust geschossen hatte, half nur die Massage des offenen Herzens während der Notoperation. Warhol konnte gerettet werden, doch er war ein anderer Mensch, ein anderer Künstler geworden. Zwei Jahrzehnte später war es dann eine Routineoperation, die das schillernde Künstlerleben beendete: Vor 25 Jahren starb Andy Warhol in New York.

Im Februar 1987 musste er sich in einem Krankenhaus in der Upper East Side einer simplen Operation an der Gallenblase unterziehen. Die verlief auch unkompliziert, aber am 22. Februar, morgens um kurz nach halbsieben, erlitt der Patient eine Herzrhythmusstörung - und starb. Die genauen Umstände sind trotz mehrerer Prozesse ungeklärt.

Zurzeit kann man Warhols Arbeiten gleich in mehreren Ausstellungen in Deutschland sehen. Die Bonner Bundeskunsthalle konzentriert sich mit "Ménage à trois" auf die künstlerische Beziehung zwischen Jean-Michel Basquiat, Francesco Clemente und Warhol. Dabei könnten ihre Arbeiten unterschiedlicher kaum sein. Der junge, temperamentvolle Basquiat warf seine Gesten auf die Leinwand, Clemente tauchte ab in träumerisch-surreale Welten, Warhol blieb eher cool. Umso spannender ist es, jetzt die „Collaborations“ als Zeichen ihrer gegenseitigen Wertschätzung zu sehen (bis 20. Mai).

In der Kunsthalle Tübingen ist der Pop-Künstler mit Gemälden und frühen Zeichnungen verteten, in der Ausstellung "Beuys, Warhol, Polke & Co. 40 Jahre Kunsthalle Tübingen", mit der das Haus noch bis zum 10. Juni Geburtstag feiert.

Das Museum für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt zeigt die Ausstellung "Warhol: Headlines" und präsentiert Warhol als Künstler und Grafiker, Redakteur und Lektor. Nachrichten über den Kennedy-Mord, Flugzeugabstürze oder Hollywoodstars - Warhol redigierte, gestaltete, kopierte und korrigierte. In hunderten Umzugskisten aus dem Nachlass, die im Warhol-Museum in Pittsburgh aufbewahrt werden (den time capsules, den "Zeitkapseln"), förderten Wissenschaftler die Originale jener Zeitungsseiten zutage, die Warhol künstlerisch bearbeitet hat. In der Ausstellung kann man die Vorlagen mit den fertigen Kunstwerken vergleichen (bis 13. Mai).

Das MMK zeigt auch, wie Warhol vor 25 Jahren im Februar selbst zur Schlagzeile wurde: "Warhol Dead at 58" titelte die "New York Post" damals. Die Zeitungsseite, die ihn vor seinem berühmten Marilyn-Monroe -Porträt abbildet, ist in Frankfurt als vergrößerte Reproduktion zu sehen.

Mit dem Dokumentarfilm „Andy Warhol – Godfather of Pop“ würdigt Arte am Wochenende den Künstler: Der erste Teil wird am Samstag um 22 Uhr, der zweite Teil am Sonntag um 23.50 Uhr ausgestrahlt. Regisseur Ric Burn zeigt in seinem Porträt das gesamte Spektrum von Warhols Arbeit, unveröffentlichtes Archivmaterial und lässt Bob Dylan, Jeff Koons, Laurie Anderson zu Wort kommen.
(monopol/dpa)