Brief an "Frankfurter Hauptschüler"

Künstler, Finger weg vom Koma-Saufen!

Das Künstlerkollektiv Frankfurter Hauptschule will Koma-Trinken zur Kunst erheben. Bitte nicht!

Hallo, Frankfurter Hauptschüler,

ihr wisst genau, wie ihr, ein bislang völlig unbekanntes Künstlerkollektiv, Berichterstattung bekommt: Eure Aktionen sind krass und verständlich und ringen auch dem stumpfesten Deppen ein Staunen darüber ab, wie crazy Kunst sein kann. Angeblich habt ihr auch einen politischen Anspruch, weshalb nicht nur "Bild", sondern auch "FAZ" und "Spiegel" über euch berichten. Und auch wir haben ja gemeldet, dass ihr einen Junkie ausstellen wolltet und Liebesschlösser eingeschmolzen habt. Doch jetzt geht ihr zu weit!

Gestern schicktet ihr in eine Pressemitteilung mit dem Betreff: "Frankfurter Hauptschule erklärt Koma-Saufen zu Kunst". Darin kündigt ihr an, "einen Pub Crawl mit Komatrinken zu organisieren." Die Aktion nennt ihr "BAD BEUYS - Soziale Plastik Gallus".

Klar, seit Duchamp, spätestens mit Warhol und Beuys oder – noch später – der Relational art kann ein Künstler qua Autorität und Zauberspruch alles Mögliche in Kunst verwandeln: Pissoirs, Haie, ein gemeinsames Dinner, eine Geburt … Heute muss man sich mit dem Berliner Unternehmer Rafael Horzon vielmehr verzweifelt fragen, was nicht Kunst ist. Jetzt also Koma-Saufen.

Gibt es kein Entkommen, selbst nicht an der Theke? Warum die letzten Sphären der Freiheit institutionalisieren? "Wir können die Gentrifizierung nicht aufhalten, beschleunigen wir sie!", schreibt ihr. Ihr wollt also dem Strukturwandel im Frankfurter Gallusviertel durch Akzelerationismus beikommen. Dabei hat Gentrifizierung nichts mit Saufen zu tun, erstickt doch die neue Bürgerlichkeit in den Innstädten jeden Ausschweifungsversuch mit Meditation und dem hochsymbolischem Chai Soja Latte. Hättet ihr nicht lieber Yoga zur Kunst erklären müssen, wenn Gentrification euer Ziel ist?

Aber vielleicht besteht eurer hinterhältiger Trick darin, Exzess zur Kunst zu erklären, da Kunst Gentrifizierung beschleunigt? Eurer Pressetext hilft auch nicht weiter: "Wir werden ein Meisterwerk relationaler Ästhetik kreieren: eine wandelnde soziale Plastik, die uns mit dem subalternen Anderen in Beziehung setzt, uns selbst in einer dionysischen Dramaturgie transformiert und den Weltuntergang pre-enacted."

Echt jetzt? Klingt eher nach Pennäler-Witz als nach Hauptschüler-Spaß. Macht doch mal lieber was mit Milo Moiré!

Naja, whatever.

Monopol