Hjördis Kettenbach zum Hugo-Boss-Preis

"Es geht nicht allein ums Preisgeld"

Frau Kettenbach, wie kam Hugo Boss vor 14 Jahren auf die Idee, einen Kunstpreis zu stiften?
Damals war es so, dass besonders in Deutschland die Unternehmen noch keine Tradition im Kultursponsoring hatten. Mit einem seriösen Kunstpreis unter unserem Namen wollten wir uns als Sponsor sichtbarer platzieren in der Kunstwelt. Das war die Initialzündung. Nachdem die Gespräche mit dem Guggenheim-Museum New York geführt worden waren, hat man diese Idee schnell festigen können, weil das Guggenheim davon begeistert war.

Jetzt hat auch der ukrainische Millardär und Sammler Viktor Pintschuk einen hochdotierten,  internationalen Preis für Gegenwartskunst ausgeschrieben. Sehen Sie das als Konkurrenz?
Nein. Unseren Preis gibt es seit 14 Jahren. Er hat sich in der Kunstszene etabliert. Der Preis wird auch im Zusammenhang mit dem Lebenslauf der ausgezeichneten Künstler immer zitiert. Das zeigt uns, dass es doch eine bedeutende Auszeichnung ist. So etwas muss man sich über einen längeren Zeitraum seriös aufbauen. Das heißt nicht, dass der andere Preis nicht seriös ist. Aber wir wissen, dass wir wirklich lange beständig daran gearbeitet haben und dass so ein Einsatz nicht einfach unbedeutend wird.

Der Gewinner des Pinchuk-Preises erhält 100.000 Dollar. Auch Ihr Preisgeld ist in den letzten Jahren von 50.000 auf 100.000 Dollar gestiegen. Was waren die Gründe für diese Entscheidung?
Das ist inflationsbedingt. Wir möchten den Hugo-Boss-Prize nicht ausschließlich über das Preisgeld definieren: Die Auszeichnung an sich ist wichtiger, denn sie ist gut für die Reputation des Künstlers und man bekommt neben Geld eine eigene Ausstellung im Guggenheim. Dennoch wollten wir den Preis so gestalten, dass das Preisgeld möglichst zeitgemäß ist und die Würdigung des Künstlers zum Ausdruck bringt.

Pintschuk hat alle wichtigen Museumsdirektoren in sein Kuratorium berufen – wodurch zeichnet sich Ihrer Meinung nach die Qualität eines Kunstpreises aus?
Bei uns war das immer so, dass er unabhängig ist, und das, finde ich, spricht immer für einen guten Preis, ob er nun von einem Privatier oder einem Unternehmen kommt. Das heißt, dass das Unternehmen Hugo Boss keinen Einfluss darauf hat, wer in der Jury sitzt. Solche Entscheidungen geben wir in die Hände der Fachleute, die die Jury zusammenstellen. Ein guter Preis muss unabhängig sein und darstellen, was sich in der Kunstwelt tut. Wenn die Jury aus renommierten Menschen besteht, passiert das meist automatisch.