Enver Hirsch: Toast Hawaii

 Morat-Edition im Feldhaus Verlag, Hamburg.
128 Seiten. 45 Euro.

Man kann es wie die Magnum-Fotografen halten und die Welt in dem einen enthüllenden Moment festhalten wollen, um sie zu verstehen. Man kann sich aber auch zurücklehnen und die Welt dabei beobachten, wie sie sich in Szene setzt. Lustiger ist das allemal. Und wer weiß, ob in diesen Masken nicht mehr steckt als dahinter.
Der Hamburger Enver Hirsch ist ein Fotograf der letzteren Sorte. Er fotografiert Rehe, die stolz-verklemmt wie Teenager fürs Bild zu posieren scheinen. Ein Modell im Bikini, das im Studio auf Kunstrasen stehend für einen Grill wirbt. Armprothesen und Tierpräparate. Oder Labormäuse, die flehentlich die Pfoten ans Käfigglas pressen. Sein Fotobuch, das mehr als 100 Aufnahmen aus Thailand oder Tallinn, Duisburg oder Sapporo umfasst, ist Dokument eines großen, absurden Welttheaters, in der Totes lebendig scheint und Künstliches natürlich, in dem Tiere die Menschen imitieren und die Menschen das gute Leben.
So aberwitzig dieses Buch ist – manchmal bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Ein braun gebrannter Golfer posiert da in Badehose auf einem Südseeatoll. Er ist ein Spezialist des US-Militärs, das auf der Insel den Kampfstoff Agent Orange lagert, sein kugelrunder Bauch das pralle Leben. sf