20 Jahre Galerie Hauser & Wirth

Ein Prachtband für das Schwergewicht

Er schätze Kunst, die vereinnahmend sei und generös, Kunst, die nicht klein mache, hat Iwan Wirth einmal gesagt. Mit dem Kompendium, das der Händler sich und seinen Künstlern zum 20-jährigen Bestehen der Galerie Hauser & Wirth geschenkt hat, verhält es sich ähnlich: Es ist mit über 1000 Seiten so dick, dass es mühelos Regale zum Einstürzen bringen könnte, aber eben doch nicht erschlagend.

Der Jubiläumsband stellt in alphabetischer Reihenfolge die rund 50 vertretenen Künstler vor, mit Porträtfotografien, Werkabbildungen, Installationsansichten. Das Spektrum der Positionen ist breit, allerdings sticht als Profil der Galerie eine Vorliebe für wuchtige, fleischige Bildhauerei (Paul McCarthy, Phyllida Barlow, Thomas Houseago oder Louise Bourgeois) und für ausufernde Installation (Pipilotti Rist, Christoph Schlingensief, Dan Graham, Isa Genzken) hervor. Teilweise liest sich der Band wie ein Best-of zeitgenössischer Kunst, was sich nicht zuletzt der Risikobereitschaft der Galerie verdankt: Iwan Wirth stand früh im Ruf, auch die abwegigsten Werke vorzufinanzieren.

Wirth, 1970 in Zürich geboren, begann bereits als Kind, Selbstgemaltes zu verkaufen. Als 16-jähriger Schüler eröffnete er seine erste Galerie. Mit Anfang 20 lernte er die Sammlerin und Multimillionärin Ursula Hauser und ihre Tochter Manuela – seine spätere Ehefrau – kennen. 1992 gründete man die gemeinsame Galerie und stürmte mit gesundem Größenwahn und guten Kontakten (Friedrich Christian Flick galt jahrelang als Exklusivkunde des Hauses) schnell an die internationale Spitze.

Der persönliche Werdegang der Händler bleibt in dem Band weitgehend ausgespart, dafür gibt eine Chronologie Übersicht über die Galeriegeschichte, samt Archivfotos, Briefen und Memorabilien wie Grußkarten der Künstler oder einer von McCarthy amüsant bekritzelten Speisekarte. Vor Kurzem erst eröffneten die Kunsthändler ihre zweite New Yorker Dependance. Klein hat die Kunst Iwan Wirth nicht
gemacht.

Michaela Unterdörfer (Hg.): „Hauser & Wirth: 20 Years“. Auf Englisch. Hatje Cantz, 1082 Seiten, 58 Euro