Bildstrecke

Von Dingen und Menschen

Edson Chagas fotografiert weggeworfene Objekte und dokumentiert so die verdeckte Seite der Warenwelt. Ein neuer Bildband gibt Einblick in die 2013 mit dem Goldenen Löwen der Venedig-Biennale ausgezeichnete Arbeit des Angolaners

Für seine Serie "Found Not Taken" ließ sich der angolanische Fotograf Edson Chagas durch die Straßen von Luanda, London und Newport treiben, um weggeworfene Objekte zu fotografieren. Er sammelte die gefundenen Gegenstände und lichtete sie meistens an einer andere Stelle ab. Das Projekt resultiert aus Chagas' Interesse an urbanen Lebensräumen: Was verraten diese Räume uns über das Kosumverhalten ihrer Bewohner?

Der Künstler beschäftigt sich vor allem mit dem immer mehr ansteigenden Konsumverhalten seiner Heimatstadt Luanda. Seit Ende des Bürgerkrieges im Jahr 2002, zählt die Wirtschaft in Angola zu den am schnellsten wachsenden in ganz Afrika. Der damit einhergehende Reichtum verändert die Hauptstadt zunehmend.

Indem Chagas die weggeworfenen Objekte aus ihrem Kontext nimmt und vor einem anderen, sorgfältig ausgewählten Hintergrund fotografiert, werden die alltäglichen Gegenstände zu abstrakten und mehrdeutigen Skulpturen, die einerseits Symbol für eine Wegwerfgesellschaft sind, die durch den Wertverlust von Dingen charakterisiert wird, gleichzeitig sind seine Bilder einen Beweis dafür, dass bestimmte Dinge, die als real wahrgenommen werden, tatsächlich nur ein Konstrukt sind.

Eine Auswahl der Serie repräsentierte Angola auf der 55. Biennale in Venedig und gewann den Goldenen Löwen als bester Länderpavillon. Edson Chagas (*1977) lebt und arbeitet in Luanda, Angola. Er studierte 1999 Fotografie und Audio am Centro Comunitário de Arcena in Portugal, 2002 Fotografie an der Escola Técnica de Imagem e Comunicação in Portugal, 2007 Fotojournalismus am London College für Kommunikation (LCC) und 2008 Dokumentarfotografie an der Universität von Newport, Wales. Eine Auswahl von "Found Not Taken" sehen Sie in unserer Bildstrecke.