Drei Fragen an: Josephine Meckseper

 Frau Meckseper, in Ihrer neuesten Werkgruppe geht es um Amerika und den Irakkrieg, um den traurigen Zusammenhang von Blut und Öl. Warum diese offene Hinwendung zur politischen Kunst?
Das ist eine abgeschlossene Gruppe von Arbeiten aus dem vorigen Jahr, die sich noch extrem auf die Bush-Ära beziehen. Es war so eine Art Flucht nach vorne. Der Irakkrieg in den USA war ja direkt gar nicht wahrnehmbar. Das war ja fast wie so eine Art Stellvertreterkrieg, den man nur durch die Medien vorgekaut im Fernsehen gesehen hat. Und mit dieser Schizo­phrenie des unsichtbaren Krieges auf der einen Seite und der damals noch boomenden Wirtschaft auf der anderen war das eine fast perverse Atmosphäre. Ich wollte diese Endphase des Raubtierkapitalismus unter der Bush-Regierung in dieser Ausstellung spiegeln, sodass man diese Extreme wahrnimmt. Dabei wünsche ich mir, dass die Besucher gar nicht unbedingt ein Kunstkennerpublikum sind, sondern dass eigentlich jeder damit etwas anfangen kann. Die Arbeiten sind möglichst lebensgroß und teilweise beängstigend und laut, damit man sich dem gar nicht mehr entziehen kann.

Wie finden das die Amerikaner, wenn Sie als deutsche Künstlerin die Politik der US kritisieren?
In Amerika hat die Kunst wenig Resonanz in der Bevölkerung, das ist viel elitärer als hier, das heißt, nur ein verhältnismäßig kleiner Kreis von Amerikanern interessiert sich für Kunst. Aber für europäische Künstler in den USA ist es ja eine Tradition, dass man mehr Distanz hat zu den Geschehnissen – wie Hans Haacke zum Beispiel. Die Amerikaner arbeiten da affirmativer.

Nun ist die Bush-Ära Geschichte und somit Ihre bislang aktuellste Werkgruppe gleichzeitig ein historisches Dokument einer Zeit. Wie hat sich die Situation seither geändert?
Ganz extrem. Einerseits ist die Wirtschaftskrise überall sichtbar, man sieht Leute mit Pappkartons durch die Straßen gehen, die gerade ihren Job verloren haben, das ist wirklich dramatisch. Andererseits gibt es seit der Wahl Obamas ein großes Aufatmen, gerade in New York, man hat fast das Gefühl, dass man von einer Tyrannei befreit ist. Das gibt’s ja wirklich nur alle paar Jahrzehnte: Man spürt und sieht, dass man sich gerade an einem Wendepunkt der Geschichte befindet.
Interview: Elke Buhr

Migros Museum für Gegenwartskunst Zürich,
bis 3. Mai