Die Einsamkeit chinesischer Sammler

Ich bin so allein mit meiner Leidenschaft! Diese Klage könnte gleichermaßen von Guan Yi, Zhang Rui oder Yang Bin stammen, den drei wichtigsten festlandchinesischen Sammlern zeitgenössischer Kunst. Die Ursache ihrer Einsamkeit liegt auf der Hand: Abgesehen vom Ullens Center for Contemporary Art (UCCA) in Peking gibt es kaum Museen, die zeitgenössische Kunst ausstellen. Und wenn, dann zwingen knappe Kassen sie dazu, ihre Ausstellungsfläche an beliebige Interessenten zu vermieten, anstatt in Eigenregie durchdachte Ausstellungen zu konzipieren. Währenddessen hängen die einheimischen Künstler am Tropf des Auslands und passen ihre Arbeiten dem internationalen Geschmack an. Zeng Fanzhi beispielsweise, der im April bei Christie’s ein Gebot von 9,6 Millionen Dollar erzielte, verkauft nach eigenen Angaben 90 Prozent seiner Arbeiten ins Ausland. Zwar haben Galerien wie Faurschou, Continua oder Pace Wildenstein Niederlassungen in Shanghai beziehungsweise Peking eröffnet, doch sie treffen eher auf einheimische Künstler für das Exportgeschäft als auf chinesische Sammler mit einem ausgeprägten Interesse an westlicher Kunst. Auch Chinas Protektionismus ist nicht zu unterschätzen. Es überrascht also kaum, dass die zweite Auflage der Kunstmesse ShContemporary im September ein kommerzieller Reinfall war. Die drastischen Verluste an den Börsen in Shanghai und Hongkong werden es nicht besser machen.