Das Revival der Revivals

Vergessen Sie Hipness, Coolness und Glamour! Vergessen Sie Damien Hirsts goldenes Kalb und Marc Quinns vergoldete Kate Moss. Vergessen Sie gleichgültig hingeworfene Kunsthochschularbeiten. Die Zeit für Bluechip-Kunst ist da. Dazu zählen auch übersehene und/oder unterbewertete Künstler der 60er und 70er wie Peter Saul. Marc Spiegler, Kodirektor der Art Basel, weist darauf hin, dass einige Aussteller der „Première Section“ im nächsten Juni vorhaben, Revivals von „Künstlern für Künstler“ zu stemmen, von Gino de Dominicus etwa oder Wallace Berman, der als der Vater der kalifornischen Collagekunst gilt.

 

Diese anspruchsvollen, aber relativ unbekannten Künstler dienen ihren Kollegen als ein geheimer Kompass, als moralische oder intellektuelle Ressource. Die meisten von ihnen sind „Hidden Treasures“ – so das Label, das die Art Cologne vor drei Jahren für diesen Trend fand. Das gilt zum Beispiel für James Lee Byars, der 1997 starb. Byars lebte in seinem eigenen, mystischen Universum und versuchte, Objekte mit mentalen Wellen aufzuladen, sodass diese als eine Art Brücke zwischen uns und der unsichtbaren Welt fungieren könnten. Auf der Art Basel 2007 zeigte Michael Werner sein „The Spinning Oracle of Delphi“. Der Preis für das goldbesetzte Hauptwerk lag bei 1,5 Millionen Dollar.
 

Auch Thomas Bayerle erfährt erst jetzt seinen Durchbruch, obwohl er schon seit den 60ern als Künstler tätig ist. Sein Werk beinhaltet Fotocollagen, Filme und Drucke und setzt sich mit einer Reihe von Themen auseinander. Kybernetik, Nanotechnologie, Urbanität oder die Beziehung zwischen Individuum und Gemeinschaft sind nur einige davon. Bayerles Arbeiten sind immer noch recht preiswert. Bei Barbara Weiss bezahlte man voriges Jahr 16 000 Euro für eine Skulptur und 32 000 Euro für einen Film. Ein ähnliches Revival hat auch für Fred Sandback begonnen, der bei David Zwirner in New York noch bis zum 14. Februar zu sehen ist. Seine Preise liegen zwischen 20000 Dollar für Zeichnungen und 60000 bis 250000 Dollar für Skulpturen.
 

An einigen Highlights des Kinetic Movement findet der Markt ebenfalls wieder Gefallen. Jésus Rafael Soto zum Beispiel hat noch bis zum 7. März eine Ausstellung bei Max Hetzler in Berlin. Wie Samia Saouma von der Galerie sagt, hat „Sotos Arbeit offensichtlich eine zeitlose Frische, gerade wenn man sie mit Arbeiten von Olafur Eliasson oder Jeppe Hein vergleicht“. Man sollte eben nicht vergessen, dass Frische nichts mit dem Geburtsdatum eines Künstlers zu tun hat.