Das Kunstmarkt-Briefing

 

 

Die Art Basel/Miami Beach galt zum Abschluss des Kunstmarktjahres 2009 als ein letzter Test für den Markt. Das Fortbleiben wichtiger Händler wie Sprüth Magers, Donald Young oder Matthias Arndt ließ zunächst nicht viel Gutes erwarten. Obwohl die Atmosphäre nicht so lebhaft war wie bei der Frieze oder der Fiac im Oktober, waren die Ergebnisse jedoch recht positiv – dank der Rückkehr der Amerikaner.
Nur wenige US-Sammler hatten die europäischen Messen besucht, sogar bei der Art Basel im Juni hatten sie sich rargemacht. Die Amerikaner, wie die meisten Sammler anderswo, konzentrieren sich jetzt auf ihren heimischen Markt – was man auch bei der Novemberauktion bei Christie’s sehen konnte. 82 Prozent der Bieter waren dort US-Amerikaner.

In Miami jedenfalls zeigte sich der Markt wieder optimistisch. Einige Minuten nach der Eröffnung schnappte sich Steve Wynn bereits ein Gemälde von James Rosenquist bei den Aquavella Galleries.
Bellatrix Hubert, Direktorin bei der Galerie Zwirner, sagte: „Der Optimismus kehrt langsam zurück. Die Sammler sprechen wieder über Kunst statt über die Krise. Sie wissen, was sie wollen, und fragen nicht mehr ständig, wer was kauft.“ Zwirner verkaufte einige Werke von Francis Alÿs, Jason Rhoades und John McCracken sowie das Bild „Mars“ von Neo Rauch, das 1,25 Millionen Dollar einbrachte. „Viele Leute hatten sich noch kurzfristig entschlossen, nach Miami zu kommen. Die Stimmung ging erkennbar aufwärts“, meinte der New Yorker Galerist Peter Freeman. Er verkaufte mehrere Zeichnungen von Silvia Bächli an das Dallas Museum of Art, das zunächst nur eine hatte kaufen wollen.

Die Münchner Sammlerin Ingvild Goetz sicherte sich ein Gemälde von Fabian Marcaccio bei Thaddaeus Ropac. Aber ansonsten machten nur wenige Europäer die Reise nach Miami. „Den Europäern geht die Partyszene hier mittlerweile auf die Nerven. Aber das macht nichts, ich konzentriere mich hier auf den amerikanischen und lateinamerikanischen Markt“, sagte Ropac.

Die Zeiten, an denen die Händler während der Messe dreimal ihre Koje neu hängten, sind allerdings definitiv vorbei. Einige Aussteller wie Miguel Abreu und Zach Feuer verkauften zwar ihre gesamte Hängung, aber generell ist das Geschäft ruhiger geworden. „Miami ist immer etwas langsamer. Auf anderen Messen finden die Verkäufe gleich am ersten Tag statt. Hier dauert es eine Woche“, sagte Daniel Buchholz. Und wirklich waren während der Eröffnung zunächst mehr Reservierungen als wirkliche Verkäufe zu beobachten.
Am nächsten Tag verkaufte Max Hetzler allerdings zwei Gemälde von Albert Oehlen und ein Bild von Thomas Struth. Carlier Gebauer konnte das Paul-Pfeiffer-Video „Fragment of a Crucifixion“ und ein Gemälde von Amy Sillman absetzen, und Luhring Augustine verkaufte ein Gemälde von Christopher Wool für 370 000 Dollar.

Vielleicht brauchten die Verkäufe auch deshalb etwas Zeit, weil es so schwierig war, sich in der neuen Messestruktur zurechtzufinden. Der Nachwuchssektor Art Position, der bis zum vergangenen Jahr am Strand stattfand, wurde in die vergrößerte Messehalle integriert; dort finden jetzt 265 Galerien Platz. Außerdem fanden sich noch die Programme Art Nova für neue Werke meist junger Künstler und Art Kabinett für kuratierte Einzelschauen ausgewählter Galerien im Parcours – die Messe wirkte insgesamt recht verwirrend.
Aber genauso, wie sich die Kunstwelt an den neuen wirtschaftlichen Rahmen angepasst hat, wird sie sich vielleicht bis zum nächsten Jahr auch an den neuen Messeplan gewöhnen.