Anspannung bei Galerien und Auktionshäusern

26 Lose bei Sotheby’s, 31 bei Christie’s. Für ihre jährlichen Februar-Abendauktionen für zeitgenössische Kunst in London haben die beiden Auktionshäuser dieses Mal wirklich tiefgestapelt. Für seinen Katalog hat Christie’s auf die übliche, aufwendige Ausstattung verzichtet und sogar moderne und zeitgenössische Kunst kombiniert. Alle schlechten Gewohnheiten hat das Auktionshaus aber nicht aufgegeben: Auch zwei selbstverliebte und völlig unnötige Interviews mit seinen Spezialisten musste man in dem Buch lesen.
 

Im Großen und Ganzen war es jedoch eine kluge Entscheidung der Auktions- häuser, das Profil kleinzuhalten. Sicherlich hatten sie auch Probleme, gutes Material zu finden. Nach den Ergebnissen von Christie’s Impressionismus- und Moderne-Verkäufen schien jeder erleichtert zu sein. Die Auktion für zeitge- nössische Kunst bei Sotheby’s gab mit einem Umsatz von 17,8 Millionen britische Pfund sogar noch mehr Anlass für Hoffnung. Die Gagosian Gallery kaufte die Jeff-Koons-Skulptur „Stacked“ für 2,8 Millionen Pfund. Die Arbeit wurde das letzte Mal im Mai 1997 bei Sotheby’s New York versteigert – damals kostete sie noch 250 000 Dollar. Nichtsdes totrotz fiel das Gesamtergebnis stark hinter dem des vorigen Jahres zurück, als die Sotheby’s-Auktion 95 Millionen britische Pfund einnahm.
 

Die einstweilige Erleichterung verflüchtigte sich bei den Auktionen von Christie’s und Phillips de Pury, die große Flops waren. Toplose wie ein Bacon und ein Rothko bei Christie’s und ein Koons bei Phillips verkauften sich nicht. Die Resultate waren insgesamt so erbärmlich, dass die Abendauktionen wie flaue Tagesauktionen wirkten.

 

Die große Anspannung hat auch die Galerienwelt erreicht. Viele junge New Yorker Galerien, unter ihnen Cohan and Leslie, Roebling Hall und Guild & Greyshkul, mussten dichtmachen. In Paris schloss Grégoire Maisonneuve, eine der vielversprechendsten neuen Galerien, nachdem sie vier ihrer Künstler verloren hatte. Auch die großen Häuser sind nicht immun: Die indische Galerie Bodhi Art schließt ihre Dependancen in New York, Berlin und Singapur. Und Barbara Gladstone gehörte zu den Opfern des Skandals um Madoff Investments. Auch Sammler Norman Braman aus Florida hatte dort sein Geld angelegt. Das Ganze nimmt epidemische Züge an und erinnert an das, was Jean de La Fontaine über „Die Pest unter den Tieren“ geschrieben hat: „Nicht alle sind gestorben, aber alle waren krank.“