Ausstellung in Berlin

Algorithmische Zuckungen

© Quayola
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Quayola "Laocoön #D20-Q1", 2016

Haben Maschinen Mitleid? Die Berliner Ausstellung "Human Factor" spürt dem Verhältnis Mensch/Technik nach

Sollen wir es mal mit einer Steinzeitdiät probieren, in eine Waldhütte ziehen oder AfD wählen? Am Ende solcher Experimente könnte die Erkenntnis stehen, dass es kein Zurück gibt, zur Natur, zum Rohzustand, zum wahren, guten – Irgendwas. Vielleicht also doch nach vorn träumen? Das Prinzip heißt Fortschritt, ist durchaus in Verruf geraten, aber womöglich alternativlos.

Bevor am 8. September in Linz die alljährliche Ars Electronica beginnt, dockt das Medienkunstfestival wieder in Berlin an; es ist bereits die fünfte von den Digitalexperten kuratierte Ausstellung für die Hauptstadtrepräsentanz des Volkswagen-Konzerns, die sich im letzten Jahr als Drive Volkswagen Group Forum neu aufgestellt hat. Die Gruppenschau "Human Factor" kreist um den Fortschritt, seine Möglichkeiten und Risiken. Autos, Abgassoftware, Roboter: Der Mensch ist ohne Maschinen nicht mehr lebensfähig, so die Ausstellungsprämisse.

Unter den 20 Künstlern, die Probleme analysieren und über Lösungsansätze nachdenken, ist der Italiener Quayola. In seinem Projekt "Sculpture Factory" arbeitet er mit Algorithmen und einem Industrieroboter, der im Ausstellungsraum diverse Variationen der altgriechischen Laokoon-Gruppe erschaffen soll. Sie zeigt den Todeskampf des trojanischen Priesters Laokoon und seiner Söhne und gilt als beispielhafte Darstellung des Schmerzes. Was aber weiß Quayolas Elektronengehirn vom menschlichen Leiden? Man könnte, mit einem alten Sci-Fi-Romantitel, ebenso fragen: "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?"