"Geste kolonialer Aggression"

Aktivisten protestieren gegen Ausstellung Omer Fasts

Aktivisten haben eine Ausstellung Omer Fasts in der James Cohan Gallery im New Yorker Viertel Chinatown besetzt. Sie halten die Installation des Berliner Künstlers für eine Ansammlung rassistischer Stereotypen

Der Protest am Sonntag vor und in der Galerie ging laut Medienberichten von Mitgliedern des Kunstkollektivs Chinatown Art Brigade (CAB), sowie der Aktivistengruppen Committee Against Anti-Asian Violence und Decolonize This Place aus.

Omer Fast hat für seine Ausstellung "August" (der Titel bezieht sich auf den deutschen Fotografen August Sander) die Galerieräume und -fassade in Chinatown in eine Installation verwandelt, die der Pressetext zur Ausstellung als ein "Wartezimmer eines Chinatown-Geschäfts mit einer eklektizistischen Ästhetik" bezeichnet. Die Installation besteht unter anderem aus einem Bargeldautomaten mit "Out of Order"-Schildern, überquellenden Papierkörben und einer Vitrine mit billigen Handyhüllen. Dazwischen kann der Besucher Videos des Künstlers sehen.

Die Ausstellung versetze laut Galerie den Galerienraum in einen Zustand, den er vor der Gentrifizierung gehabt haben könnte. "In einem sehr angespanntem politischen Klima repräsentiert diese vieldeutige Geste den vergeblichen Versuch, die Uhr zurück zu drehen, und sie handelt von Nachbarschaft, Staatsbürgerschaft und Identität."

Die Demonstranten sehen in der Installation allerdings vor allem die Verbreitung rassistischer Vorurteile gegenüber Bewohnern des Viertels. Sie hielten Schilder hoch, auf denen Slogans standen wie "Das ist nicht meine Kultur", "Das Leben in Chinatown ist kein Elends-Porno", "Rassistische Kunst hat hier keine Geschäftsgrundlage".

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Auslöser der Proteste war ein Essay der Kuratorin Danielle Wu auf dem New Yorker Kunstblog "Hyperallergic". Darin beschreibt Wu die Installation als "Geste kolonialer Aggression" und "Spielplatz voyeristischen Vergnügens, das das Überlegenheitsgefühl westlicher Moderne wieder in Kraft setzt."

Wie Fotos nach Angaben von "ArtNews" belegen, gleicht Omer Fasts Installation auch nicht dem Lebensmittelgeschäft, das sich bis 2013 in den Räumen befand. Die Gegner der Installation sehen darin einen Anhaltspunkt, dass das Ganze nicht mehr ist als eine Ansammlung beleidigender Stereotypen, die man mit Chinatown verbinde.

In den Videoarbeiten des 1972 in Jerusalem geborenen Omer Fast verfließen die Grenzen – zwischen eigener und medialer Erzählung, zwischen aktuellen und historischen Ereignissen, zwischen Erinnerung und Fiktion. Häufig zeigt der international gefeierte Künstler, der 2009 den Preis der Nationalgalerie für Junge Kunst gewann, seine Videos in als Performance-Bühnen konzipierten Räumen.