Kemang Wa Lehulere in Berlin

Narben der Zeit

In Berlin spürt Kemang Wa Lehulere der Apartheid nach

Auf den alten Schultischen, auseinandergenommen und skulptural wieder zusammengesetzt, kann man die Kritzeleien von Schülern vergangener Tage noch lesen. Wie ging es Südafrikanern während der Apartheid? Welche Narben hinterließ diese Zeit? Es sind zentrale Fragen im Werk des südafrikanischen Künstlers Kemang Wa Lehulere, "Künstler des Jahres 2017" der Deutschen Bank.

Wa Lehuleres Installation aus alten Schulpulten, ein Symbol für die Macht von Bildung, sind eindrucksvoll: "Broken Wing" (2016) schwebt über dem Besucher und erinnert an die Kolonialisierung. Gebisse, zwischen krückenähnlichen Gebilden, beißen auf Bibeln – jene Bibeln, die Siedler den Südafrikanern im 17. Jahrhundert in die Hand drückten, bevor sie ihnen das Land nahmen.

Wa Lehuleres Arbeiten sind inspiriert von Gladys Mgudlandlu, die von 1917 bis 1979 lebte. Sie war die erste farbige Künstlerin, die 1964 in Johannesburg in einer Galerie ausstellte. Ihre Tuschezeichnungen säumen auch die beiden Ausstellungsräume in Berlin, kombiniert mit schwarz-weißen Zeichnungen von Wa Lehulere. Die Arbeiten der beiden Künstler berühren sich formal und inhaltlich.

Auch Wa Lehuleres Bezug zur Apartheid ist ein ganz persönlicher: Der Sohn einer farbigen Mutter und eines weißen Vaters wurde zu einer Zeit geboren, in der Mischehen nicht erlaubt waren.